Internationales Bikercamp in Trebaczow IBcT
  Lexikon
 
Die Abzeichen und Symbole der Rocker:

Nicht nur die Mönche tragen Kutten

Nicht nur die Mönche tragen Kutten
Wer hat sie nicht schon einmal gesehen. Meist auf der Straße, doch auch in den einschlägigen Rock-Diskotheken oder auf Festivals. Die Biker, die Motorradfahrer, die Rocker, die jeder sofort als solche erkennen kann.

Meist mit martialisch aussehenden Maschinen unterwegs, oft und gerne von einem berühmten amerikanischen Hersteller, der wie kaum ein anderer für die motorradgewordene Leidenschaft und Freiheit steht, ja damit wirbt und verkauft.

Oft sind diese Maschinen umgebaut, mit immensem – auch finanziellem – Aufwand getunt, «customized». Und auf ihnen sitzt dann oft jemand, der seine Zugehörigkeit zu einer wie auch immer gearteten Szene mit Abzeichen auf Rücken und Front ausdrückt. Eben die Symbole, an denen der außenstehende, nicht eingeweihte Beobachter den vermeintlichen «Rocker» erkennt.

Doch was bedeuten diese Zeichen, diese Aufnäher eigentlich? Zunächst einmal nennt man die Weste, auf der sie aufgebracht sind, «Kutte». Und wie bei jeder Subkultur ist das Design dieser Kutten aber auch das Tragen an sich gewissen Regeln unterworfen. Zumindest, wenn man Bestandteil dieser Subkultur sein möchte und sich in ihr bewegt.

Laut Kurt H., Mitglied eines Nürnberger Motorradclubs, geht das Tragen der Kutte auf die «Hells Angels», den wohl berühmtesten aber auch berüchtigtsten Club zurück: «Zunächst wurden die Abzeichen auf normale Jacken genäht oder gestickt», erzählt er, «denn die Angels verweigerten das Tragen von Sicherheitskleidung, also auch der Lederjacke».

Dies passe eben nicht zu einem Rocker, genauso wenig wie ein Schutzhelm. Die Weste – anfangs aus dem Jeansstoff Denim, später dann doch aus Leder – schien das geeignete Mittel zu sein. Leder setzte sich irgendwann wohl deswegen durch, weil es die Idee von Freiheit und einer gewisser Verwegenheit repräsentierte.

Das Rückenabzeichen, aufgebracht auf die Kutte, nennt man «Colour», also die Farben und Symbole des Clubs, dem man zugehörig ist. Meist ist es dreigeteilt, besteht aus einem oberen Schriftzug, dem «Top Rocker» einem Mittelteil, dem eigentlichen Logo des Clubs, genannt «Centercrest». «Crest» bedeutet in diesem Fall «Wappen», eben das Logo. Der untere Schriftzug, der «Bottom Rocker», zeigt für gewöhnlich Herkunftsort oder -land des Clubs an.

Namen und Logo der Clubs gelten in der Szene als geschützt. Sollte man sich mit dem Gedanken tragen, einen eigenen aufmachen zu wollen, ist es angebracht und vor allem höflich, sich in der bestehenden Szene umzusehen. Letztlich geht es doch um die gleiche Leidenschaft, die man mit anderen teilen möchte. Das gilt im gleichen Maße für die freien Motorradfahrer, die «Freebiker», die durch ähnliche Abzeichen ihre Zugehörigkeit zu der Szene zeigen wollen, aber in keinem Club organisiert sind.

Nun finden sich auf der Vorderseite mancher Kutten noch gewisse Zahlensymbole. Diese stehen entweder wiederum für den Namen des Clubs, so beispielsweise die «81» bei besagten Hells Angels. Die «8» steht hier für das «H», die «1» für das «A» des Namens, entsprechend der Anordnung im Alphabet.

Das in der Öffentlichkeit wohl unbekannteste Symbol ist wahrscheinlich die «1» mit einem Prozentzeichen in einer Raute, geschrieben «1%». «Dieses Symbol geht auf eine Auseinandersetzung mit Bikern 1947 in dem kleinen amerikanischen Ort «Hollister» zurück», so ein Mitglied eines Stuttgarter Clubs, der nicht namentlich genannt werden möchte. «Die Auseinandersetzung wurde von den Medien zur Straßenschlacht aufgebauscht, und das bewegte die «American Motorcycle Association» (Vereinigung amerikanischer Motorradfahrer) dazu, das angeblich angekratzte Image der Motorradfahrer in der Öffentlichkeit wieder herzustellen»: Man verkündete, dass nur ein Prozent der Motorradfahrer sich an gewalttätigen Ausschreitungen beteiligen würde. Die «1%» wurde fortan von Bikern getragen, die in den fünfziger und sechziger Jahren ihre Abneigung gegen alles Bürgerliche zeigen wollten, indem sie sich gerade dieser kleinen Gruppe zurechneten. Das gilt heute in gleichem Maße – die «1%» bedeutet aber nicht

automatisch kriminelle Absichten oder Gesetzlosigkeit, meist steht eher die Lust an der Provokation im Vordergrund.

Die Clubs sind meist hierarchisch organisiert, die Rangordnung findet ebenfalls Ausdruck auf den meisten Kutten der Clubs. So finden sich Abzeichen wie «President» für den Vorstand des Clubs, «Vice-President» für dessen Vertreter. Der Schriftwart trägt den «Secretary». Die englischen Bezeichnungen leiten sich aus der Herkunft der Motorradclubs ab. In Deutschland rekrutierten sich die Clubs anfänglich aus amerikanischen Soldaten.

Bestandteil einer typischen Führungsriege wäre noch der «Road-Captain», verantwortlich für Touren und deren sicheren Ablauf, sowie das Amt des Kassenwarts, «Treasury». Für einen meist falschen Eindruck sorgt der «Sergeant at Arms», der rein begriffliche Offizier der Waffen. Nun spielen hier aber Waffen kein Rolle, der Titel geht auf eine sehr alte englische Bezeichnung zurück und meint eher den Protokollchef.

Normale Mitglieder werden als «Member» geführt, Anwärter auf eine Mitgliedschaft heißen «Prospect». Diese dürfen oft schon das «Colour» tragen; ihr Status wird aber mit dem entsprechenden Schriftzug gekennzeichnet.

Jan Christgau
27.3.2009
 
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